Reisebericht Südafrika 2009/2010

Paarl und Umgebung und Kapstadt:

Liebe Freunde,

einer alten Tradition folgend, möchten wir Euch an unserem Urlaub auf diesem Weg teilhaben lassen. Bei diesem Urlaub sind im Gegensatz zu den bisherigen Berichten mehr die touristischen Erlebnisse im Vordergrund als bei den aus Berichten aus Südamerika.

Die Anreise:

Natürlich war die Anreise beschwerlich. In den engen Sitzen im Flugzeug über 10 Stunden auszuhalten ist zumindest für nicht ganz so schlanke Personen immer eine Herausforderung. Folglich waren wir froh, als wir zunächst unser erstes Etappenziel Windhoek in Namibia erreicht hatten. Hier konnten wir gleich mal TIA (this is africa), gemäß dem Song für die Fußballweltmeisterschaft erleben. Obwohl auf dem Flughafen in Windhoek sehr große Flugzeuge aus Europa landen, ist dieser nicht grösser als ein Busbahnhof in Deutschland. Man fährt mit dem Flugzeug direkt vor das Abfertigungsgebäude, steigt über manuell heran geschobene Treppen aus dem Flugzeug, läuft über das Rollfeld direkt zum Eingang des Abfertigungsgebäudes. Vorbei an anderen Flugzeugen, die gerade ihre Triebwerke testen. Wenn man Glück hat, passt noch jemand auf, der einen darauf hinweist, dass man nicht direkt hinter den Triebwerken laufen sollte, da man dann gegebenenfalls gegrillt wird. Da wir ja noch weiterfliegen mussten, mussten wir ja im ‚Transitbereich‘ des Flughafens bleiben. In der Realität war dies eine Tür, durch die wir ohne (fast) Kontrollen direkt zum einzigen Abfluggate durchgehen konnten. Pflichtgemäß haben wir unser Handgepäck durch den Scanner geschickt, nur dass niemand hinter dem Bildschirm saß, um sich die Inhalte unseres Gepäcks anzuschauen (TIA). Nach einer gewissen Wartezeit mussten dann 3 Flugzeuge gleichzeitig abgefertigt werden, was für die Flughafenmitarbeiter eine gewisse Herausforderung darstellte. Zwar wurden irgendwelche Durchsagen gemacht, aber in einem Englisch, welches man nicht zwangsläufig verstehen konnte. Trotzdem haben wir es dann irgendwie geschafft zur richtigen Maschine zu kommen. Es gab zwar am Gate einen Bildschirm, aber der war nicht für die Abfertigung von 3 Maschinen ausgelegt, so dass dieser kurzerhand ausgeschaltet wurde (TIA). Als wir dann auf dem Rollfeld standen, war die nächste Herausforderung, das richtige Flugzeug zu besteigen. Es waren 2 Flugzeuge der Air Namibia einsteigebereit. Wir sind dann einfach der Meute gefolgt und dann tatsächlich nach Kapstadt und nicht zu den Viktoriawasserfällen geflogen.



Flughafen Windhoek: Hier sucht man sich sein Flugzeug selbst.

Kapstadt ist dann aber schon fast ein Kulturschock. Der Flughafen hat (nun) europäische Ausmaße, ist aber eine komplette Baustelle (Fußballweltmeisterschaft, beginnt ja erst in ein paar Monaten). Trotzdem haben wir unsere Gastgeber gefunden, die uns am Flughafen abgeholt hatten. Auf unserer Fahrt nach Paarl (Perle) erzählte uns unser Fahrer (Udo), dass Sie gerade knapp einem schweren Unfall entkommen sind. Keine 2 Minuten später hat uns ein verrückter südafrikanischer Autofahrer die Vorfahrt genommen und wir konnten nur noch mit Mühe bremsen. Sobald man allerding von Kapstadt weg war, war der Verkehr für europäische Verhältnisse überschaubar.



Erster Blick auf den Tafelberg (mit Tischdecke) und Kapstadt vom Flugzeug aus

Nach einer halben Stunde Fahrt sind wir dann in Paarl angekommen. Paarl ist eigentlich eine große Stadt mit mehreren Hundertausend Einwohnern, aber man hat überhaupt kein Großstadtflair. Die Aufteilung der Stadt ist immer noch geprägt von der Apartheit, der vergangenen Jahrzehnte. Man wohnt getrennt: Schwarze, Braune (Mischlinge, Coloured) und Weiße, wobei immer mehr Coloured (die es sich leisten können) in die Wohngebiete der Weißen ziehen.

Endlich konnten wir unsere Unterkunft beziehen, da wir doch sehr von der Anreise geschlaucht wurden.

Die Unterkunft:

Der Standard der Unterkünfte in Südafrika ist erstaunlich gut. Unsere Ferienwohnung aber war noch ein Deut besser, da wir ja unsere deutschen Gastgeber hatten. Unsere Ferienwohnung ist ein Traum. Deutsche Perfektion gepaart mit den Möglichkeiten diese Perfektion auch zu einem vernünftigen Preis umzusetzen. Es gibt einfach alles, was das Touristenherz höher schlagen lässt: einen tollen Pool, eine fantastische Aussicht auf die Berge, eine überaus komplette Einrichtung, deutsche Steckdosen, WLAN, der Kühlschrank war schon gefüllt, aber keinen Fernseher, was aber bis jetzt noch nicht mal unsere Kinder vermisst haben. Lediglich die hohen Mauern und Zäune haben uns darauf hingewiesen, dass wir in Afrika waren.



Unsere Unterkunft mit Pool für uns (fast) ganz alleine

Obwohl wir sehr müde von der Anreise waren, gab es gleich mal ein Grillfest, wo wir die anderen Gäste (alles Deutsche) und einen Teil der ebenfalls deutschen Bekannten unserer Gastgeber kennen lernen durften. Diese lebten zum Teil schon über 40 Jahren in Südafrika. Erwin ist Schweizer aus dem Appenzell und zufälligerweise in St. Gallen zur Schule gegangen. So klein ist die Welt. Bei dem Fest haben wir auch eine junge deutsche Familie kennen gelernt, die ganz in der Nähe eine Farm betreibt. Die Familie ist seit 8 Jahren in Südafrika. Auf der Farm werden allerdings ganz exotische Tiere gezüchtet bzw. gehalten. Diese Farm haben wir gleich am nächsten Tag besucht.

Die Farm

Über 200 Alpakas und Lamas und viele Kamele werden auf der Farm gehalten. Die Farm ist natürlich für europäische Verhältnisse riesig, für afrikanische Verhältnisse eher klein. Der wichtigste Faktor einer Farm sind die Wasserrechte, so erklärte man uns. Die Region um Kapstadt hat zwar insgesamt genug Regen, aber dieser fällt eben nicht gleichmäßig auf das Jahr verteilt. Folglich muss im Sommer bewässert werden. Hierzu braucht jede Farm einen Speichersee, der über eine staatliche Wasserversorgung gespeist wird.

Die Alpakas auf der Farm dienen hauptsächlich der Nachzucht. Allerdings wird auch die Wolle verarbeitet, was angesichts der niedrigen Löhne hier günstig ist. Einerseits gehören diese Tiere den Farmbesitzern, andererseits werden auch viele Tiere anderer Besitzer (z.B. unserer Gastgeber) betreut. Die Kamele werden eigentlich nur für Filmaufnahmen gehalten. Viele Filmgesellschaften drehen ihre Filme in der Nähe von Kapstadt, da dort viele Landschaftsformen sehr nahe beisammen sind und trotzdem eine sehr gute Infrastruktur da ist. Folglich ist so mancher Wüstenfilm mit den Kamelen dieser Farm in Südafrika und nicht in der Sahara gedreht worden.

Alpakas sind witzig aussehende Tiere. Etwas kleiner als Lamas, aber dafür mit einer charakteristischen Kopfbedeckung ausgestattet. Jedes Alpaka hat ein spezifisches Gesicht und Fellfärbung, an dem Sie sehr gut auseinandergehalten werden können. Erstaunlich ist auch, dass man die derzeitige Laune der Tiere am Gesicht ablesen kann. Man kann sehen, ob ein Tier arrogant ist, ob es sich gerade ärgert, ob es besorgt ist usw.



Die Alpaka-Farm in Paarl

Der Paarlrock

Der Paarlrock ist der Hausberg von Paarl. Es ist ein 800 Meter hoher Granitblock, der durch Wind und Wetter im Laufe der Jahrmillionen seine charakteristische Form erhalten hatte. Geologisch ist dieser Berg eine Sensation. Überall liegen dort riesige Granitfelsen herum, die eindeutige Spuren von Auswaschungen haben, obwohl beim besten Willen dort wirklich nicht genug Regen fällt, um so etwas zu bewirken.



Eine Granitformation auf dem Paarlrock

Erklärt wird dies, dass es ganz in der Nähe vor 350 Millionen Jahren einen großen Vulkanausbruch gab. Bei diesem ist das Wasser eines Flusses über Granit gelaufen und wie auch immer auf das Lava des unterirdischen Vulkans gestoßen, wodurch dieser explodiert ist und die Granitblöcke hochgeschleudert hat. Wenn man die Größe dieser Granitblöcke betrachtet, dann muss die Explosion wirklich gewaltig gewesen sein.

Wir haben diesen Berg bestiegen. Man läuft dabei immer über den ausgewaschenen Granitboden. Dies sieht manchmal aus, wie wenn dies künstlich angelegt worden wäre. Z.B. ziehen sich Adern aus Sandsteinen durch den Granit, die natürlich nicht so hart sind und folglich ausgewaschen wurden und damit zu skurrilen Formationen geführt haben. Oben auf dem Paarlrock steht noch eine alte Kanone. Die wurde immer dann abge-feuert, wenn im Hafen von Kapstadt ein Schiff angekommen ist. Dann hatten die Bauern 2 Wochen Zeit, um mit Ihren Karren ihre Waren zum Hafen zu bringen. Heute wäre dies natürlich ein Trommelfeuer, wenn jedes mal ein Schuss abgegeben würde, sobald ein Schiff den Kapstädter Hafen erreicht.



Der Granitboden

Der Lionshead

Natürlich mussten wir auch Kapstadt von oben anschauen. Alle gehen normalerweise auf den Tafelberg, wir sind auf den Lionshead gestiegen. Dieser ist zwar nicht so berühmt, bietet aber die bessere Aussicht wie der Tafelberg. Der Tafelberg ist natürlich die Haupttouristenattraktion und man müsste schon 2 Stunden anstehen, um überhaupt einen Platz in der Seilbahn zu erhalten. Der Aufstieg auf den Lionshead ist allerdings nichts für Ungeübte. Die Hälfte unsere Truppe hat vorher aufgegeben, da ein gutes Stück des Aufstiegs alpine Fähigkeiten voraussetzt und senkrecht nach oben geht. Allerdings gibt es genug Sicherungsseile und extra in den Stein gemeiselte Tritte.



Unser Aufstieg

Die fantatische Aussicht auf dem Berg hat allerdings den sehr mühsamen Aufstieg mehr als entschädigt. Man sieht nicht nur Kapstadt, sondern auch die malerischen Strände hinter dem Berg.



Hier wohnen die Reichen

Und hier der Blick auf Kapstadt und die so genannte Waterfront

Abends sind wir bei einem Weihnachtskonzert, welches unter freiem Himmel abgehalten wird. In Deutschland gab es zeitgleich eine Kälterekord mit minus 20°C.



Die Südafrikaner feiern Weihnachen im Freien.

Apartheit:

Ich möchte noch ein paar Worte zum immer noch schwierigen Zusammenleben zwischen den sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen erzählen, so wie wir es hier tagtäglich erlebt haben. Natürlich ist dies für uns fremd, aber hier ist dies normaler Alltag. Auch hat sich hier natürlich seit der Aufhebung der Apartheit sehr viel geändert. Im Großen und Ganzen klappt es aber sehr gut. Man hat sich arrangiert.

Sowohl Weiße, als auch die anderen Bevölkerungsgruppen versuchen sich aber immer noch abzugrenzen. Es gibt zwar keine entsprechenden Gesetze mehr, aber man geht trotzdem nicht in die Schwarzenviertel, wenn man Weißer ist. Wir sind mal aus Versehen in ein solches Viertel gefahren, was sofort zu erstaunte Blicken der am Straßenrand sitzenden Schwarzen geführt hat. Was wollen die hier, schien man auf den Gesichtern ablesen zu können. Was man dann sieht ist eine komplett andere Welt. So wie man sich Afrika vorstellt. Nur dass diese Welt dann manchmal nur ein paar Meter von der anderen Welt entfernt liegt. Die Weißen haben hier immer noch Angst um Ihre Privilegien. Diese haben sie zwar nun nicht mehr per Gesetz, aber in der Gesellschaft sind sie immer noch vorhanden. Man hat den Weißen hier nicht ihren Besitzstand genommen, so dass diese immer noch den wohlhabenden Bevölkerungsstand darstellen. Nur wenige Weiße, die am Rande der Gesellschaft leben, sind mit den Mischlingen und den Schwarzen vom Lebensstandard zu vergleichen. Natürlich sieht man auch den einen oder anderen Nicht-Weißen, der zu Besitz gekommen ist. Dies macht sich aber dann meist an den gefahren Autos bemerkbar. Ich war sehr erstaunt, wie viele aktuelle neue Modelle hier auf den Straßen zu sehen sind. Die Schrottkarren sind eher die Ausnahme.

Viele der länger in Südafrika lebenden Weißen, die wir kennen gelernt haben, muss man leider nach unseren Maßstäben immer noch als Rassisten bezeichnen. Aber sie äußern sich nur noch unter Ihresgleichen und sind vorsichtiger geworden. Etwas liberalere Weiße kennen durchaus an, dass die Regierungsübernahme durch die Schwarzen auch ihnen Vorteile gebracht hat, da sie nun ein Teil der Weltgemeinschaft sind und folglich wirtschaftlich besser dastehen, als zu Zeiten der Apartheit. Aber auch diese liberaleren Weißen befürchten, dass die Misswirtschaft, die auch ihrer Meinung nun immer mehr Einzug hält, sich in ein paar Jahren negativ auswirken wird.

Nun zur Arbeitspolitik. 50% der Schwarzen sind arbeitslos, oder haben nur gelegentlich einen Job. Eine staatliche finanzielle Absicherung ist so gut wie nicht vorhanden. Folglich muss sich diese Bevölkerungsgruppe irgendwie über Wasser halten. Hierfür hat der Staat einige für uns merkwürdige Verordnungen erlassen. Z.B. darf man (aus Sicherheitsgründen) nicht selbst tanken. Pro Tanksäule müssen bis zu 3 Hilfskräfte eingestellt werden. In den Supermärkten muss ein Einpackservice vorhanden sein usw. In den Kaufhäusern sieht man ungewöhnlich viel Personal. Man verpflichtet die Industrie (und dies sind immer noch die Weißen) zu solchen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Im Grunde genommen nicht schlecht, aber mit Marktwirtschaft hat dies wenig zu tun.

Eine typische Maßnahme haben wir auf einem Berg erlebt, von dem Gleitschirmflieger abspringen. Eigentlich geht bis zum Absprungplatz ein Weg, den man durchaus mit Autos befahren kann. Diesen hat man kurzerhand gesperrt und bietet hierfür einen Tragservice für die schweren Gleitschirmrucksäcke an, der natürlich von Schwarzen durchgeführt wird. TIA.

Eine beliebte Einnahmequelle der untersten Bevölkerungsschicht ist das Aufpassen auf Parkplätzen. Ein Parkplatzwächter ist hierbei für 5-10 Parkplätze zuständig. Diese Parkplätze sind eigentlich frei. Sobald man eingeparkt hat, kommt der Parkplatzwächter auf einen zu und nennt seinen Namen. Wenn man zurückkommt und sein Auto ist unversehrt, dann gibt man dem Wächter umgerechnet 50 Cent. Falls man doch mal eine Parkuhr hat, ist der Parkplatzwächter für das Nachmünzen zuständig. Er geht quasi in Vorleistung und fordert dann das Geld beim Abholen des Fahrzeugs zurück. So haben wir uns schon manche Strafzettel erspart, da man an solchen Parkuhren nur max. 1 Stunde Parken darf. Hier gibt es auch einen Deal zwischen den Parkplatzwächtern und den reichlich vorhandenen Ordnungskräften, die dieses Nachmünzen tolerieren.

Kriminalität:

Wir haben sie noch nicht an unserem eigenen Leib gespürt. Aber man warnt uns allerorts davor. Der durchschnittliche Schwarze hat nichts zu verlieren, da er keinerlei Besitz hat. Dies wird zwar aktuell durch einige Regierungsprogramme geändert, indem man diesen Bevölkerungsschichten einfache Unterkünfte anbietet, aber ansonsten würden diese Leute nicht vor Kleinkriminalität zurückschrecken. Lässt man etwas von Wert offen im Auto zurück (und man hat keinen Parkplatzwächter beauftragt), hat man hinterher eine eingeschlagene Scheibe. Lässt man keine Sachen offen im Auto, besteht keine Gefahr. Diese Kleinkriminalität wird von staatlicher Seite nicht verfolgt (man wäre selbst Schuld, wenn man diese provoziert) und das wissen diese Leute auch.

Die Häuser der Weißen, die im allgemeinen einen Standard haben, von dem man selbst in Deutschland träumt (zumindest in der Umgebung von Kapstadt), sind natürlich gut gesichert. Man sieht sehr viel Signaldraht auf den hohen Mauern um die Häuser herum.



So leben die Weissen in Südafrika (400 qm Wohnfläche)

Der allgemein gefürchtete Raubüberfall ist aber eher ein Märchen. Zumindest in der Region, wo wir uns befinden, kommt dieser nicht sehr häufig vor. Dies haben uns sogar unsere weniger liberalen Bekannten bestätigt. Solche Fälle würden auch sehr stark verfolgt und bestraft werden.

Ich denke die staatlichen Programme zum Aufbau von Besitzstand bei den unteren Bevölkerungsschichten kann durchaus Erfolg haben. Wenn jemand etwas zu verlieren hat, wird er abwägen, ob sich diese Kleinkriminalität wirklich lohnt.

Weihnachten:

Uns kam es zunächst komisch vor hier im Warmen Weihnachten zu feiern. Aber wieso eigentlich? Spielte die Weihnachtsgeschichte nicht auch in wärmeren Gefilden? Man sieht hier in den Städten kaum Weihnachtsbeleuchtung und wenn diese vorhanden ist, dann hat dies eher mit einer Lichtorgel zu tun, als dass hiermit eine besinnliche Stimmung herbeigeführt werden soll. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass Weihnachten in die Zeit fällt, wo die Tage am längsten sind. Weihnachtsbäume haben eigentlich nur die hartgesottenen weißen Traditionalisten. Wir waren auf einem Weihnachtskonzert, welches im Freien stattgefunden hat (siehe oben). Es wurde die Weihnachtsgeschichte von einem sehr englischen Sprecher vorgelesen, der eindeutig an den Erzähler bei der Rocky-Horror-Picture-Show erinnert hat. Dazu hat der örtliche Rotarier-Club ein Krippenspiel aufgeführt und es wurden gemeinsam englische Weihnachtslieder gesungen. Jeder bekam eine Kerze, was auch ein stimmungsvolles Bild ergab. Uns hat es jedenfalls sehr gut gefallen.

An heilig Abend waren wir dann auf einer afrikanischen Weihnachtsfeier mit Buffet und Programm. Diese wurde auch auf einem Weingut abgehalten. Hier gab es wirklich stimmungsvolle Unterhaltung und ich könnte mir Weihnachten nun auch so vorstellen, wie es dort gefeiert wird.



Auf einer afrikanische Weihnachtsfeier wird man bemalt

Essen und Trinken:

In unserer ersten Station (Paarl) lebten wir mitten in der wichtigsten Weinregion von Südafrika (Vineland). Wer allerdings glaubt, dass die Weine dann preiswert wären liegt falsch. Die Weine haben durchweg gute Qualität, liegen aber im Preis über 4 Euro (nach oben gibt es keine Grenzen). Wir haben einige Weingüter besucht, die zum Teil enorme Größen hatten. Jedes Weingut hat überdies auch noch eine zusätzliche Attraktion. Entweder es werden Tiere gezüchtet und gezeigt (z.B. Krokodile, Löwen, Antilopen usw.), oder es gibt noch einen Erlebnispark. Alle Weingüter bieten natürlich eine gehobene Restauration und einen Direktverkauf. An Weihnachten waren wir auf einem sehr großen Weingut (Spier), wo wir eine afrikanische Weihnacht verbrachten. Hierzu gab es ein afrikanisches Buffet und es traten traditionelle Tanzgruppen und Musiker auf (siehe oben). Auf einem derartigen Weingut arbeiten hunderte von Leuten und zu Erntezeiten verzehnfacht sich die Anzahl noch.

Das Essen in den Restaurants ist etwas preiswerter wie in Deutschland bzw. in der Schweiz, allerdings nicht viel. Für umgerechnet 10 Euro pro Person kann man gut Essen und Trinken. Das Essen ist nicht so unterschiedlich wie in Deutschland, man muss schon in spezielle Restaurants gehen, um Springbock oder Kudu zu bekommen. Das Essen der schwarzen Bevölkerung ist sehr einfach: Millipab oder Bobotie. Millipab ist ein Maisbrei, der gut sättigt und Bobotie ist ein Mischgericht, wo alles in einem Eintopf verarbeitet wird, was gerade da ist. Probiert haben wir Bobotie mit Hackfleisch, Rosinen und süße Chutneys. Es war süßlich und hat zumindest Ulrike gemeckt. Im Normalfall ist es aber für den europäischen Geschmack nur bedingt genießbar.

Eine überall angebotene Besonderheit gibt es aber doch: Biltong. Biltong ist getrocknetes Fleisch aus der Lende. Es wird von verschiedenen Tieren angeboten. Das getrocknete Fleisch wird in kleine Scheiben geschnitten. Es gibt hierfür extra Apparate, da die normalen Schneidegeräte für das sehr harte Fleisch nicht ausreichen würden. Das Biltong schmeckt sehr gut und hat süchtig gemacht. Da es bei der Hitze nicht schlecht wird, hat der Südafrikaner immer etwas davon in den Taschen. Man muss nur gute Zähne haben, um das Biltong zu kauen, vor allem, wenn es zu trocken ist. Probiert haben wir Rind, Springbock, Schwein und Kudu. Rind ist das billigste und Kudu das teuerste. Da das getrocknete Fleisch sehr leicht ist, ist ein Kilo schon eine große Tüte voll.

Fisch gibt es reichlich und in allen Varianten. Vor allem Tintenfisch scheint hier sehr beliebt zu sein und fehlt auf keiner Speisekarte. Dieser ist hier nicht gummiartig und wird in allen Formen (Ringe, Streifen, Steaks usw.) serviert. Was aber immer gut ist ist, wenn man den Fang des Tages bestellt. Hier bekommt man immer reichlich und gut und vor allem frischen Fisch.

Die Tierwelt in Südafrika:

Hier dreht sich alles um die ‚big five‘. Damit sind Elefant, Nashorn, Giraffe, Löwe und Büffel gemeint. Es ist nicht schwer diese Tiere zu sehen, da es an jeder Ecke einen entsprechenden Park gibt, wo man diese und andere Tiere beobachten kann. Unterschied zu unseren Zoos ist nur, dass man eben mit dem Safaribus durch den Park fährt und einen Führer hat, der alles erklärt, was man wissen möchte.

Ansonsten gibt es kaum freilebende (große) Tiere in dem Teil von Südafrika zu sehen, den wir besucht hatten. Selbst in Gegenden, wo man bis zum Horizont kein anderes Auto sehen kann, sind überall Zäune, die die Bewegungsfreiheit freilebender Tiere einschränken würden. Lediglich die Tiere, denen die Zäune nichts ausmachen, sieht man öfters. Dazu gehören die Springböcke (hüpfen einfach darüber), die Affen (können klettern) und die gesamte Vogelwelt. Affen sind durchaus eine Plage. Sie haben überhaupt keine Angst vor Menschen und überfallen einen regelrecht. Diese Raubüberfälle muss man mehr fürchten, wie entsprechende Kriminalität der Schwarzen. Wenn man dann sein Essen nicht abliefert, beissen Sie auch schon mal zu. Eine Vielzahl von Hinweisschildern warnt vor den Affen. Persönlich haben wir zwar viele frei lebende Affen (meist Paviane) gesehen, aber wir konnten unsere Besitztümer immer erfolgreich verteidigen.



Warnschild vor Affen

Die Vogelwelt ist schon etwas Besonderes: Zuerst sieht man einen etwa hühnergroßen Vogel, den guinea-fowl. Diese Tiere treiben sich in großer Zahl in der Nähe der Häuser herum und fressen am liebsten die Würmer die durch den frisch gewässerten Rasen gezwungen sind aus der Erde zu kriechen.



Das guinea-fowl (Perlhuhn)

Manchmal kann man 20-30 dieser Tiere in dem Garten seines Ferienhauses zählen, in dem diese einen ziemlichen Krach machen. Vorteil ist: Sie fressen auch gerne die Riesengrillen, die einem im Normalfall in südlichen Ländern die Nachtruhe rauben.

Weiterhin gibt es eine Vielzahl recht großer Vögel, die in Südafrika in die Klassen Residents, Visitors und European emigrants eingeteilt werden. Störche, die bei uns ja recht selten sind, sieht man hier an manchen Stellen zu hunderten. Dadurch ist natürlich auch klar, woher die enormen Geburtenraten hier in Südafrika herrühren. Einen Vogel darf man natürlich nicht vergessen, den man in Südafrika überall hinter den Zäunen sieht, den Strauß. Seit einigen Jahren wird dieser recht genügsame Vogel zu hunderttausenden gezüchtet und mich wundert es, warum das recht schmackhafte Fleisch nicht mehr bei uns angeboten wird. Zum Schluss unseres Urlaubs haben wir 2 Nächte auf einer Straußenfarm gewohnt und konnten in aller Ruhe die imposanten und vor allem neugierigen Tiere beobachten.



Eine Straussenfamilie, der man nicht zu nahe kommen sollte

Ein Erlebnis auf einer Safari durch einen Park sei noch erwähnt. Natürlich wurden uns Löwen präsentiert, die natürlich durch Zäune von den anderen Tieren getrennt wurden. Allerdings fährt man mit einem offenen Safaribus bis auf ein paar Meter an die Tiere heran, die faul unter einem Baum liegen. Für diese wäre es ein leichtes mal einen europäischen Touristen geschmacklich zu testen. Man versicherte uns zwar, dass diese satt wären, aber vielleicht vertut sich mal unser Guide, wenn er seine ‚Schäfchen‘ durchzählt. Ich war jedenfalls froh, wie wir wieder genügend Sicherheitsabstand hatten.



Wenig hungrige Löwen

Shopping:

Eher eine Enttäuschung. Oftmals die gleichen Läden wie in Deutschland, manchmal hatten diese Läden nur andere Namen, aber man den eigentlichen Besitzer der Kette durchaus erkennen können. Markenartikel sind genauso oder sogar etwas teurer als bei uns. Natürlich gibt es auch Billigmarken, aber die gibt es ja auch bei uns. Lediglich werden mehr Farben angeboten, die gut zur schwarzen Hautfarbe der meisten Käufer passt.

Natürlich gibt es eine Vielzahl von Läden, wo man ‚Kunst‘ für den europäischen und amerikanischen Geschmack kaufen kann. Was davon wirklich gut ist, ist auch entsprechend teuer. Trotzdem gibt es erstaunlich schön dekorierte Wohnungen und selbst die ärmlichen Hütten der Schwarzen sind noch mit vielen dekorativen Gegenständen ausgestattet.

In den Städten gibt es immer eine für die entsprechende Einwohnerzahl riesige Mall. Paarl (ca. 200.000 Einwohner) hatte eine derart große Mall, dass es vielleicht 2 Einkaufszentren in Deutschland gibt, die grösser sind. In Kapstadt kann man sich darin verlaufen. Allerdings gibt es überall die gleichen Geschäfte.



Weihnachtliches Einkaufszentrum in Kapstadt

Wetter:

Im ganzen Süden vor den Bergen ist das Wetter fast wie bei uns. Auch die Temperaturen sind angenehm. Tagsüber vielleicht etwas wärmer, aber nachts angenehm kühl. Im Landesinneren wird es allerdings extremer. Nun, Anfang Januar, werden dort Tage mit knapp über 40° C als eher kühl bezeichnet. Wir hatten durchaus auch Tage mit 46° C, am frühen Nachmittag, was jegliche Tätigkeit im Freien unmöglich macht. Nachts wird es aber auch dort angenehm kühl.

An der Küste ist natürlich die Sonnenbrandgefahr grösser, da man die Sonne nicht spürt. Obwohl wir gut gerüstet waren, haben wir insgesamt in den drei Wochen drei Flaschen Sonnenschutzcreme verbraucht, und doch haben wir uns alle einen schönen Sonnenbrand zugezogen.

Wenn es regnet, dann meist in der Nacht. Es ist dann ein feiner Regen. Gewitter sind weitgehend unbekannt zu dieser Jahreszeit. Leider regnet es im Sommer zu wenig und dafür im Winter zu viel. Folglich sieht man überall Regenauffangbecken, um so die Bewässerung sicherzustellen.

Das Meer:

Die Küste ist lang. Auf der Atlantikseite (bis Kap Agulhas) ist das Wasser so kühl, dass man nur in geschützten Buchten baden kann. Dafür kann man Wale sehen, die sich über das kalte Wasser freuen. Allerdings waren wir zur falschen Zeit vor Ort. Die Wale sind dort im September/Oktober zu sehen, wenn sie ihren Nachwuchs bekommen. Im Indischen Ozean ist das Wasser warm und angenehm zum Baden. Dort gibt es traumhafte Strände, die allerdings wegen des Wellengangs kaum zum Baden geeignet sind. Außerdem gibt es natürlich auch Haie, deren Gefahr aber überschätzt wird. Folglich sind nur wenige geschützte Uferabschnitte überhaupt für einen Badeurlaub geeignet. Wir hatten einen solchen gefunden.



Der Strand bei Wilderness

In einer Lagune in die mehrere Flüsse gemündet sind, konnten wir Meeresnähe einen sehr schönen Sandstrand ausmachen, der überhaupt nicht überlaufen war, aber trotzdem alle Annehmlichkeiten (Toiletten, Duschen, Restaurationen, Baywatch), die man benötigt. Bei Ebbe konnte man sich im ablaufenden Wasser der Lagune bis ins Meer treiben lassen, bevor man von der Baywatch nachdrücklich aufgefordert wurde aus dem Wasser zu kommen. Leider ging oftmals so viel Wind, dass das aufstellen eines Sonnenschutzes schwierig war.



Strand bei Sedgefield

Natürlich macht es keinen Sinn fast 10000 km zu fliegen, um in Südafrika einen Urlaub am Meer zu machen, aber als eine der Reiseetappen ist es wirklich sehr toll, diese Strände kennen zu lernen.

Die Kaps:

Das Kap der guten Hoffnung ist natürlich ein Touristenmagnet. Allerdings ist es bei weitem nicht der südlichste Punkt von Afrika, dies ist Kap Agulhas. Am Kap der guten Hoffnung treten sich die Touristen auf die Füße. Eigentlich gibt es dort nicht viel zu sehen und man zahlt reichlich Eintritt, um überhaupt in das Gebiet fahren zu dürfen.



Das Kap der guten Hoffnung

Gott sei Dank wurde das viele eingenommene Geld für die Erhaltung der ursprünglichen Landschaft verwendet.

Noch weniger gibt es am eigentlichen südlichsten Punkt von Afrika zu sehen. Außer einem hüfthohen beschrifteten Stein ist dort nichts.



Kap Agulhas, der südlichste Punkt von Afrika

Aber ganz in der Nähe, in Struisbaai ist ein wirklich schöner Strand, der dem dort beginnenden Indischen Ozean alle Ehre macht.

Die Leute:

Die Leute sind überall hilfsbereit. Dahinter stehen natürlich meist wirtschaftliche Interessen. Was wir aber kaum in einem anderen Land gesehen haben, sind die Vielzahl der Leute, die am Straßenrand leben und warten (meist Schwarze).



Warten auf Arbeit

Diese warten auf Aufträge oder auf Reisemöglichkeiten. Man kann diese Leute mit beliebigen Aufgaben betrauen und wenn die ausgesuchte Person diese Aufgabe nicht erfüllen kann, dann bestimmt einer der ein paar Meter weiter steht. Die Kosten hierfür sind für einen Europäer derart niedrig, dass diese komplett vernachlässigbar sind.

Der Bericht wird noch ergänzt und natürlich mit weiteren Bildern versehen.

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