Reisebericht Argentinien 2004

Vierter Teil:

Unser grösstes Abenteuer während unserer Reise war ein 'Ausflug' nach den Anden (Los Andes). Hierfür haben wir uns 2 Ferienhäuser mitten in den Anden in Porterillo gemietet. Da dort noch keine Saison ist, hatten wir auch fast nichts dafür zu bezahlen.


Für argentinische Verhältnisse fürstlich ausgestattete Ferienhäuser mit 3 Übernachtungen haben zusammen nur ca. 130 Euro gekostet. Dabei war der Service (Frühstück, Reinigung usw.) bereits enthalten.

Hier die Wohnküche des Ferienhauses

Selbst ein Pool war vorhanden, allerdings mit viel zu kaltem Wasser, als dass wir diesen hätten nutzen können. Das Ferienhaus lag auf mehr als 2000 Meter Höhe und entsprechend frisch war es in der Nacht.

Unsere Anreise war ca. 800 km lang. Wir durchfuhren fast alle Klimazonen, die es in Argentinien gibt. Lediglich den Regenwald an der Grenze zu Brasilien haben wir ausgelassen. Wir sahen die Trocken-Pampa, in der lediglich Viehzucht betrieben wird.

Die endlosen kerzengeraden Strassen ohne Verkehr

In der Feucht-Pampa herrscht Getreideanbau vor. Wir sahen die Salzwüste und die Salzseen.



Erstaunlich ist, dass in dieser Landschaftsform überhaupt noch etwas wächst

Nahe der Anden gab es auch eine richtige Sandwüste.

Die Temperaturen waren entsprechend unterschiedlich. Wir begannen bei 10 Grad, in der Wüste hatten wir dann 40 Grad und in den Höhenlagen der Anden waren wir mit 0 Grad nahe der Schneegrenze. Weiter oben in den Bergen lag noch reichlich Schnee.

Erst mal zu den einzelnen Landschaften: Nachdem wir die Bergregion unseres Hauptferiendomizils La Cumbre verlassen hatten, erreichten wir eine grosse Tiefebene, die Pampas. Die Pampas unterscheidet sich in eine trockene und eine feuchte Pampas. Während die feuchte Pampas ähnlich wie bei uns in allen Jahrenzeiten genug Wasser hat, hat die hier vorherrschende Trocken-Pampas nur im Sommer (also Dezember bis Februar) genug Wasser. Aktuell herrscht dort Trockenzeit. Bei uns wird der Begriff Pampa ja schon für eine verlassene Gegend benutzt, jetzt wissen wir auch warum. Man fährt hunderte von Kilometern auf relativ gut ausgebauten kerzengeraden Strassen und alle halbe Stunde begegnet man mal einem anderen Fahrzeug. Man sieht höchsten mal ein paar Rinder, Ziegen oder Schafe, die sich ohne Zäune und Aufsicht in der Nähe der Strasse aufhalten.

Auch frei herumlaufende Pferde sieht man ab und zu. Dies ist auch schon der gefährlichste Teil der Reise, weil diese Tiere unverfroren auf der Strasse stehen und erst beiseite gehen, wenn man ein Hupkonzert veranstaltet. Leider laufen einem auch des öfteren die Tiere trotzdem ins Auto. Die vielen Kadaver und Skelette an der Seite der Strasse bezeugen dies. Wir hatten allerdings Glück. Lediglich die kreisenden Geier waren unglücklich, da wir nicht für weitere Nahrung gesorgt haben. Menschen hatten wir so gut wie gar nicht gesehen auf der ca. 500 km langen Strecke durch die Pampa. Alle 30 km sieht man dann den Eingang zu einer Farm. Diese liegen aber meist abseits der grossen Strassen und bis zum Farmhaus sind dann leicht noch mal 10 km zu fahren. Die Farmen in der Trocken-Pampa umfassen leicht eine Größe von 100 Quadratkilometern.

Sieht man sich die Fahrtstrecke auf der Karte an, sind dort schon mal einige Ortschaften eingezeichnet. Dort angekommen sieht man meist nur verlassene Gebäude. Tankstellen kamen auf einer Strecke von mehr als 300 km überhaupt keine. Man sollte schon genau überlegen, wenn man an einer Tankstelle vorbeikommt, ob man nicht lieber wieder volltankt.

Der Wechsel von einer Landschaftsform zu einer anderen ist zum Teil sehr übergangslos. Plötzlich fährt man in der Salzwüste, dann wieder ein Stück Pampa und dann fährt man wieder in der Sandwüste, die sich allerdings höchsten auf ca. 30 km hinzog. Die Landschaften erinnern sehr an alte Westernfilme. Kurz vor Mendoza (Nahe der Anden) erreichten wir wieder die Zivilisation. Das Wasser aus den Bergen wird hier zur Bewässerung der riesigen Weinanbaugebiete verwendet. Nach der langen Fahrt durch die Trockengebiete war dies eine willkommene Abwechslung für uns.

Hier die ersten Weinbaugebiete nach der Trockenpampa

Hier kurz vor Mendoza war auch der Blick zum ersten Mal frei auf das riesige Bergmassiv des Aconcagua, dem höchsten Berg der Anden.

Misst man allerdings die Berge vom Fuß des Massives dann ist dies sogar der höchste Berg der Erde. Der Aconcagua mit seinen 2 Gipfeln ist fast 7000 Meter hoch und erstreckt sich über eine Länge von 60 und eine Breite von 20 km. Auf dem Weg zu unserer hiesigen Unterkunft kamen wir immer näher an die schneebedeckten Gipfel heran. Später fuhren wir dann auf der Passstrasse Richtung Santiago de Chile sehr nahe an das Massiv heran. Mit dem Auto kann man bis auf fast 3000 Meter hochfahren. Dort befindet sich ein Aussichtspunkt zum Südgipfel, der aber leider an diesem Tag in Wolken lag. Es war eisig kalt, als wir am späten Nachmittag dort ankamen. Nach der Hitze der Wüstenregion muteten wir unseren Körpern einen krassen Klimawechsel zu, der auch prompt mit einer Erkältung quittiert wurde. Trotzdem war es ein erhebendes Gefühl am Fuße dieses wirklich hohen Bergmassives zu stehen. Der Aufstieg zum Gipfel ist laut Auskunft nicht sehr schwierig, erfordert aber eine ausgesprochen gute Konstitution des Körpers, da die Luft auf dem Gipfel sehr dünn ist. Man sieht hier einige Pseudobergsteiger, die vor Erreichen des Gipfels in das speziell für Atemwegserkrankungen ausgerüstete Krankenhaus am Fuße des Berges eingeliefert werden müssen. Auch einen Friedhof mit den mehr als 70 Toten, die auf dem Berg verunglückt sind kann man besichtigen. Auf dem Weg zum Gipfel findet man auch das höchste Hotel der Erde, welches natürlich nur von den Bergsteigern genutzt wird.

Die gigantischen Ausmaße der Anden erkennt man erst, wenn man den langen Weg über die Bergstrassen hinter sich hat.

Ein Hauptverkehrsweg Richtung Chile mit der typischen Berglandschaft

Touristisch sind die Anden kaum erschlossen. Es gibt kaum markierte Wege und man sollte immer einen Führer oder mindestens ein GPS-Gerät bei sich haben. Außer Bergwandern kann man natürlich Ski fahren (zu allen Jahreszeiten) oder man kann auf der längsten Raftingstrecke den Rio Mendoza mit dem Schlauchboot herunterfahren. Über eine Stunde geht es über diverse Stromschnellen im eiskalten Wasser.

Die Raftingstrecke hatte allerdings momentan wenig Wasser

Eigentlich wollten wir dieses Abenteuer durchstehen, aber als wir uns die Strecke angeschaut hatten, haben wir doch lieber darauf verzichtet. Wie alles in Argentinien ist dieses Event auch noch erschwinglich. Für nur 8 Euro pro Person bekommt man Abenteuer und Aktion pur.


Typisch sind auch die riesigen Flusstäler, in denen aber nur kleine Rinnsale flossen. Man konnte sich allerdings gut vorstellen, wieviel Wasser hier in der Regenzeit fließt. Zu sehen auf dem Bild, wenn man die Straße links neben dem Tal zum Größenvergleich nimmt

Die uns unendlich erscheinende Fahrt quer durch Argentinien war zwar sehr anstrengend, aber es hatte sich gelohnt. Da waren ein paar negative Punkte in punkto Sauberkeit der sanitären Anlagen in den Rast- und Gaststätten (Begriff ist etwas übertrieben) schnell vergessen.

Dies war nur ein kurzer Abriss über die Landschaften in Argentinien, die wir auf unserem 'Ausflug' kennen lernen durften.

Das nächste Mal möchte wir wieder mehr über das Leben in Argentinien auf dem Lande berichten.

Fünfter Teil:

Dies ist der fünfte Teil unseres Reiseberichtes und der letzte Teil den ich direkt in Argentinien verfasst habe, weil unsere Tage hier zu Ende gehen. Morgen werden wir uns noch die hiesige Großstadt (Cordoba) anschauen und am Sonntag ist ein großes Abschiedsfest (wir haben es Oktoberfest genannt) geplant, an dem sicherlich die halbe Stadt teilnehmen wird. Doch hier der nächste Bericht über das Leben in Argentinien:

Nach Asado gibt es eine weitere Besonderheit was Essen und Trinken anbetrifft. Es ist eine spezielle Form von Tee: Mate genannt. Mate wird sehr viel getrunken, ist aber immer etwas persönliches. Man bekommt Mate bei Freunden und in der Familie, aber nicht im Restaurant oder Cafe. Die Grundsubstanz von Mate (Yerba) wird aus dem Laub des Mate-Busches (Yerba-Mate) gewonnen. Diese Substanz wird in einem tassenähnlichen Gefäß mit viel Zucker vermischt. Das Gemisch füllt die ganze Tasse. Anschließend wird wird meist heißes Wasser darüber gegossen, so dass eine dünnflüssige Masse entsteht. Sofort danach wird die Flüssigkeit mit einem speziellen Röhrchen (Pfeife = bomilla) aus der Tasse gesaugt. Ist der Tee in der Tasse alle, dann ertönt ein Geräusch. Die bomilla hat natürlich einen Filter, so das die Grundsubstanz des Tees nicht mit eingesaugt wird.


Hier unser Gastgeber beim Mate trinken im Auto während der Fahrt, was nicht ungewöhnlich ist.

Dieser Vorgang wird dann oft wiederholt, indem auf die gleiche Masse immer wieder Wasser nachgegossen und Zucker hinzu gegeben wird. Meisten werden so 3-5 Tassen getrunken, dann wird die Grundsubstanz ausgetauscht. Mate hat eine belebende Wirkung und ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Tee nicht in Deutschland als Droge betrachtet wird.

Geschmacklich ist es nichts anderes als sehr süßer Tee. Die Wirkung kann man mit dem Trinken von Kaffee vergleichen, nur etwas stärker. Allerdings verspürte ich kaum eine Wirkung bei mir, während die Runde in Argentinien die Mate getrunken hatte deutlich ausgelassener war. Mate wird (ähnlich wie die Friedenspfeife bei den Indianern in Nordamerika) in der Runde getrunken, indem alle aus dem gleichen Gefäß mit der gleichen bombilla trinken. Gedanken über die Hygiene darf man sich dabei allerdings nicht machen. Der Brauch wurde übrigens von den Indianern der Gegend (die es nicht mehr gibt) übernommen. Mate trinken in Argentinien vorwiegend die Männer, das Aufbrühen wird aber immer von den Fraün erledigt. Allerdings habe ich eine Menge Mate-trinkende Frauen und sogar Kinder gesehen. In anderen Länder Südamerikas wird ebenfalls Mate getrunken, dann allerdings mit weniger oder gar keinem Zucker.

Bevor wir nach Argentinien gefahren sind, haben wir uns in Deutschland Matetee (aus dem Teebeutel) besorgt. Dies ist aber absolut nicht mit dem Matetee in Argentinien zu vergleichen. Nicht nur, dass der Matetee anders zubereitet wird und um ein Vielfaches stärker ist, nein, der Matetee aus den Teebeuteln hat einfach nur beschi.... geschmeckt. Als ich davon in der Runde erzählt hatte, konnten sich die Leute hierüber kaum noch einkriegen. Mate aus Teebeuteln ist für die Leute so was wie unglaublich.

Eine weitere Besonderheit in Argentinien (und vielleicht in ganz Lateinamerika) sind die vielen Hunde, die es in jedem Haus gibt. Unsere Gastfamilie hat deren 4 und dürfte damit im Durchschnitt liegen. Diese Hunde sind aber allesamt keine Schosshunde, sondern werden ausschliesslich zu Sicherheitszwecken eingesetzt. Da die Häuser allesamt offene Türen haben (oder die Türen sind mit jedem Schraubenzieher zu öffnen), ist dies der einzige Schutz gegen Einbrecher. Ein Klingel findet man ebenfalls nicht an den Türen, weil die Hunde jeden Besucher längst angemeldet haben, wenn dieser an der Tür ist.

Die Hunde werden dabei tagsüber in den Ecken der meist sehr großen Grundstücke mit einer langen Kette angebunden.

Ein Hund (Chef) läuft dabei frei auf dem Grundstück umher. Kommt man in ein fremdes Haus und die Kunde kennen einen nicht, dann sollte man an der Grundstücksgrenze warten, bis man hereingeführt wird. Allerdings bereits beim zweiten oder dritten Besuch lassen einen die Hunde durch und freuen sich sogar, wenn man kommt. Nachts laufen alle Hunde frei auf dem Grundstück herum. Hundehütten oder Hunde im Haus sind dagegen völlige Fehlanzeige. Die Tiere sind wirklich jedem Wind und Wetter ausgesetzt. Tierschützer in Deutschland würden gegen diese Art von Tierhaltung Sturm laufen, hier ist es aber der Normalfall. Hunde sind in Argentinien (auf dem Lande) reine Nutztiere, zu denen kaum persönliche Beziehungen aufgebaut werden. Höchstens der Chef-Hund wird ab und zu mal gestreichelt. Wenn die Hunde ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können, werden die Hunde entweder getötet oder ausgesetzt. Aus diesem Grund gibt es auch in La Cumbre eine Vielzahl an streunenden Hunden, die niemand gehören und die in den Strassen um Futter betteln. Entweder diese sind damit erfolgreich, oder sie verhungern einfach und werden dann von den Strassen geräumt.

Nachts durch die Strassen zu laufen ist nicht wegen möglicher Kriminalität gefährlich, sondern man kann leicht von streunenden Hunden gebissen werden. Aus diesem Grund sind wir vorsorglich auch immer Nachts mit dem Bus gefahren, auch wenn es nur wenige Meter zu gehen waren. Mehr als einmal ist es vorgekommen, dass Hunde Nachts versucht haben in die Reifen oder die Plastikstossstange des Busses zu beissen, wenn dieser die Hunde passierte. Die Stossstange wies schon einige Bissspuren auf. Hält man sich allerdings an bestimmte Regeln, tun einem die Hunde nichts und wir sind bislang auch ohne Bisswunden davongekommen.

Als wir erstmals durch die Stadt liefen, sind uns sofort die vielen Geschäfte aufgefallen, die Hundefutter verkaufen. Hundefutter ist extrem billig und wird in Säcken zu mindestens 25 kg verkauft. In den Slums der großen Städte (so erzählte man uns) würden sich die ganz armen Leute ebenfalls von Hundefutter ernähren.

Was uns sonst noch in den Städten aufgefallen ist, ist dass es sehr viele 'Farmacias' gibt. Farmacia bedeutet eigentlich Apotheke, aber dort wird wesentlich mehr verkauft, als nur Medikamente. Ähnlich einer Drogerie in Deutschland kann man auch Hygieneartikel, Schmuck, Spielwaren und wer weiß noch alles kaufen. Unterschiedlich zu Deutschland braucht man in Argentinien keine spezielle Ausbildung um Medikamente zu verkaufen. Die vermeintlichen Apotheker geben einem dafür schon mal eine Spritze, wenn das Medikament nicht in Tablettenform vorhanden ist. Andererseits betätigen sich diese oftmals auch als Heilpraktiker und werden als Ersatz für Ärzte angesehen. Für uns war dies mehr als suspekt, aber unsere Gastfamilie hatte damit keine Probleme.

Supermärkte gibt es nur in den großen Städten. Auf dem Lande kauft man noch in Tante-Emma-Läden ein. Meist stehen die Ladenbesitzer mangels Kundschaft vor den Türen der für unsere Verhältnisse recht zahlreichen Geschäfte und man kann bereits vor der Tür abklären, ob die gesuchten Produkte gerade vorrätig sind. Oft bekommt man negative Auskunft, aber bereits 2 Tage später war meist das Sortiment entsprechend erweitert, vor allem wenn die Alemans gefragt hatten.

Geparkt wird wo Platz ist, egal wie. Ein Parkverbotsschild habe ich nirgens, außer in der Großstadt gesehen.

Noch ein paar Worte über Cordoba, die Stadt, die wir am Ende unseres Urlaubs auch noch mal besucht haben. Cordoba ist eine Großstadt, in der allerdings das typische Großstadtflair nicht so recht aufkommen will. Zwar gibt es auch eine Reihe von Kolonialbauten zu besichtigen, die allerdings kaum im Gedächtnis haften bleiben.

Hier die Kathedrale von Cordoba, die einen neuen Anstrich gut vertragen könnte.

Ansonsten findet man alles, was man sonst auch in anderen Großstädten findet nur etwas kleiner. Es gibt Einkaufszentren, die allerdings nur aus (relativ) teuren Boutiken bestehen. Man findet Straßencafes, die allerdings nicht immer an den günstigten Stellen sind. Meist direkt an vielbefahrenen Straßen. Nur eines ist auffällig, es gibt verdammt wenig McDonnalds in Cordoba. Während sonst in Argentinien die Geschäfte auch Samstags und Sonntags normal geöffnet waren, hatten am Samtagnachmittag die meisten Geschäfte in Cordoba geschlossen.

Hier ein Blick in eine der Fußgängerzonen

Den nächsten und letzten Teil unseres Reiseberichtes werde ich erst abfassen, wenn wir wieder in Deutschland sind. Dieser soll von den politischen Verhältnissen in Argentinien berichten und ein kleines Fazit über unsere Reise nach Argentinien enthalten. Eins vorab: die Argentinier mögen so gut wie keine Ausländer, aber die Deutschen, die Italiener und die Nordeuropäer sind sehr willkommen. Überall wird man gefragt, ob man nicht lieber in Argentinien wohnen möchte. Stolz wurden uns diese Leute vorgestellt, die wirklich hier aus diesen Ländern nach La Cumbre gezogen sind. Engländer (wegen Falkland) und Spanier (Kolonialmacht) werden dagegen nur als Touristen akzeptiert. Da wir natürlich die Leute erst mit Englisch angesprochen hatten, hat sich deren reserviertes Verhalten sofort geändert, als klar wurde, dass wir nicht aus England, sondern aus Deutschland kamen.

Sechster und letzter Teil:

Nachfolgend nun der letzte Teil unseres Reiseberichtes aus Argentinien. Nachdem wir nun glücklich wieder zurück in Deutschland sind, möchte ich einige abschließende Bemerkungen zu unserem Aufenthalt in Argentinien weitergeben.

Politisch gesehen hat sich zwar viel zum Besseren in Argentinien gewendet, als stabil werden die Verhältnisse allerdings noch nicht mal von den Einheimischen bezeichnet, die gerne über ihr Land prahlen. Eine richtige Opposition zu der regierenden peronistischen Partei gibt es eigentlich nicht. Die Oppositionsparteien sind zersplittert und zudem noch sehr schlecht organisiert. Von staatlicher Seite wird natürlich auch nicht gerade eine Opposition gefördert. Trotzdem sind in der Regierungspartei eigentlich alle bei uns üblichen politischen Strömungen vorhanden.

Zur Zeit wird viel gegen die lange Zeit vorherrschende Korruption unternommen, aber politische Verhältnisse wie in Deutschland darf man nicht erwarten und wird man auch noch lange nicht erreichen. Unsere Gastfamilie befürchtet sogar eine Rückkehr zu den alten (schlechten) politischen Verhältnissen, mit denen dann die aktuell etwas bessere wirtschaftliche Situation in Argentinien leicht wieder verspielt werden kann.

Momentan gibt es in Argentinien nach China die zweithöchsten wirtschaftlichen Steigerungsraten nahe der 10 % jährlich. Unsere Gastfamilie mit dem kleinen Busgeschäft konnte ihren Umsatz in den letzten beiden Jahren jeweils um 100 % steigern. Touristisch gesehen geht es zumindest um unseren Ferienort herum aufwärts. Es sind in letzter Zeit viele Touristenattraktionen entstanden, wie Vergnügungsparks, Casinos, usw. Wir hatte z.B. auch viel Spaß auf einer Karting-Bahn, die wir fast exklusiv für uns hatten und für die wir nur einen Bruchteil des Geldes zu bezahlen hatten, wie dies in Deutschland der Fall gewesen wäre.

Die Beziehungen zwischen Argentinien und den Nachbarländern sind allesamt gespannt. Mit Chile liegt man im Clinch wegen unwirtlicher Gebiete in Feuerland und der Antarktis. Brasilien wird als Entwicklungsland bezeichnet, welches den wirtschaftlichen Aufschwung mit Dumpingpreisen behindert (konnten wir nicht gerade nachvollziehen) und Bolivien und Paraguay ist wirklich sehr arm im Gegensatz zu Argentinien. Lediglich Uruguay wird als kleines Vorbild gesehen und spielt so ungefähr die Rolle der Schweiz Südamerikas. Aus den armen Ländern Südamerikas kommen eine Vielzahl an Personen, die ihr Glück in dem vermeintlich reichen Argentinien suchen. Die Leute aus diesen Ländern sind bereit für den halben (sowieso schon spärlichen) Lohn zu arbeiten und werden beschimpft, den Argentiniern die Arbeitsplätze wegzunehmen (klingt irgendwie bekannt). Uns kam es allerdings vor, wie wenn genug, allerdings sehr schlecht bezahlte Arbeitsplätze vorhanden sind. Dies mag allerdings regional unterschiedlich sein.

Die USA wird ebenfalls mit großem Mißtrauen betrachtet, da die USA versucht sich in die Politik in Argentinien einzumischen. Man hofft (vergeblich) auf einen Wahlsieg von Kerry. England wird, wie bereits erwähnt, wegen der Falklandinseln (Malvinas) verachtet. Gegen Spanien hat man mit viel Blutvergießen die Unabhängigkeit erkämpft. Außerdem wird Spanien das Abschlachten der indianischen Bevölkerung angelastet. Trotzdem sind natürlich alle Touristen aus diesen Gebieten willkommen, sofern diese etwas Geld mitbringen.

In Argentinien gibt es keine Beschränkung der Zuwanderung. Sofern man Geld mitbringt, kann man sich auch problemlos in Argentinien einkaufen. Einfache Häuser mit relativ großen Grundstücken sind ab 4000,- Euros zu bekommen. Selbst die luxeriösesten Häuser kosten kaum mehr als 50000,- Euro. Riesige Farmen in der Pampa kann man für einen Appel und ein Ei bekommen. Weiterhin gibt es umfangreiche Gebiete in Argentinien, die noch keinen Besitzer haben. Ist man bereit die hierfür anfallenden Steuern zu bezahlen, dann wird einem das Land kostenfrei zugesprochen, wenn man mehr als 5 Jahre darauf wohnt.

Die Bevölkerung Argentiniens setzt sich aus Spaniern, Italienern und Deutschen zusammen, die sich aber mit der indianischen Urbevölkerung vermischt haben. Eine reine indianische Bevölkerung gibt es nicht mehr. Regional begrenzt gibt es aber auch noch andere Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Araber libanesischer Herkunft. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist katholischen Glaubens. Allerdings ist Aberglaube weit verbreitet. Allerorts werden unglaubliche Geschichten erzählt, z.B. von Außerirdischen, die in Argentiniens Bergen gelandet sind und über übermenschliche Fähigkeiten besitzen. Auch Legenden von Gauchos, den einheimischen Cowboys und Indianern werden erzählt (und geglaubt), die so nie möglich gewesen sein konnten. Z.B. sieht man überall an den Straßenrändern sogenannte Gauchitos, mit denen die Heldentaten der Gauchos verehrt werden. Man erkennt diese an der roten Farbe der Gauchos. Diese bestehen meist aus ein paar Autoreifen und ein paar persönlichen Dingen von Gauchos, wie z.B. den roten Halstüchern. Manche dieser Gauchitos sind allerdings zu richtigen Kultstätten ausgeufert, da diese von vorbekommenden Lastwagenfahrern immer wieder erweitert und verschönert werden.


Hier ein eher einfaches Gauchito

Fahren Autos an solchen kleinen Mahnmalen vorbei, ist es üblich zu hupen. Dies soll Glück für die Reise bringen. Vergisst man es, hat man Pech und jede Panne wird dann auf ein vergessenes Hupen bei einem Gauchito zurückgeführt. Als ich eine Zeitlang mit dem Bus gefahren bin, wurde ich auf jedes Gauchito aufmerksam gemacht. Es hat mir Spaß gemacht mit lautem Hupkonzert auf jedes Gauchito am Straßenrand zu reagieren und wir hatten tatsächlich keine Panne ;-)

Außer den vielen christlichen Symbolen und Altare, sieht man auch vielerorts Gedenkstätten für die Mütter (Fruchtbarkeit, Fürsorge usw.), sogenannte Difunta Correas. Diese sind meist künstlerisch angeordnete leere Flaschen, die sich ständig vermehren. Niemand würde in Argentinien auf die Idee kommen diese wegzuräumen, wie dies sicherlich in Deutschland der Fall wäre. Auch hier verbirgt sich eine Legende dahinter, die ich später nachreichen werde.

Als Fazit unseres Urlaubs in Argentinien möchte ich folgendes bemerken:

Es war ein erlebnisreicher Urlaub mit vielen neuen Erfahrungen, die wir allerdings nur deshalb gewinnen konnten, weil wir uns innerhalb der Gesellschaft in Argentinien befanden und uns die Leute gerne in die Gepflogenheiten ihres Landes eingewiesen hatten. Wir waren Familienmitglieder, die zufällig in Deutschland wohnten. Wären wir als reine Touristen nach Argentinien gereist, gäbe es sicherlich einige Punkte zu bemängeln. Die erste Schwierigkeit ist die Sprache. Ohne Kenntnis der spanischen Sprache ist man etwas verloren. Aber selbst Spanier haben Probleme in Argentinien mit der Sprache, da das südamerikanische Spanisch sich doch erheblich vom europäischen Spanisch unterscheidet. Unser wichtigster Begleiter war ein elektronisches Wörterbuch, mit dem wir uns dann verständigt hatten, wenn niemand zum übersetzen greifbar war. Als europäischer Tourist erwartet man eben schon, dass man sich zumindest mit Englisch weiterhelfen kann. Dies kann man aber nicht im ländlichen Argentinien erwarten, wo es selbst noch eine hohe Analphabetenrate gibt. So hatten wir z.B. die Erfahrung gemacht, dass das Zimmermädchen in unserem Hotel nicht Lesen und Schreiben konnte, was ihr aber sichtlich unangenehm war.

Eine Schulpflicht gibt es noch gar nicht so lange in Argentinien. Aktuell sind die Kinder allerdings nur zum Besuch des Kindergartens und der ersten viel Klassen verpflichtet. Es gibt zwar staatliche weiterführende Schulen, aber selbst arme Familien versuchen ihre Kinder auf eine der vielen privaten weiterführenden Schulen zu geben. Diese sind allerdings, wie nicht anders zu erwarten sehr billig und man kann bereits für 10 Euro sein Kind auf eine derartige Schule geben.

Weiterhin muss man bereit sein auf europäischen Komfort zu verzichten. Man gibt sich zwar allerorts Mühe, aber man wird nie den in Deutschland üblichen Standard vorfinden. Ausgenommen sind hiervon höchstens die sehr großen Hotelketten. Wie bereits mehrfach erwähnt ist Hygiene und Sauberkeit kaum mit hiesigen Verhältnissen zu vergleichen. In unserem kleinen Hotel war man auf uns vorbereitet, da unsere Gastfamilie dort erzählt hatte, dass in Deutschland andere Maßstäbe gelten, als bei argentinischen Touristen. Wir konnten uns nicht beschweren, da vermutlich eine extra Kraft eingestellt wurde, die unsere Zimmer mit einer Sonderbehandlung sauber gemacht hatte. Ging man aber in die Häuser bzw. in die Gaststätten und am schlimmsten in die öffentlichen Toiletten, dann musst man schon sehr tolerant sein.

Die Herzlichkeit der Menschen hier ist allerdings kaum zu übertreffen. Immer wieder wurden wir überrascht durch kleine Gesten, die wir angesichts der Armut der Leute nicht erwartet hätten. Überall erhielten wir kleine Geschenke für die man keine Gegenleistung erwartete. Ein Ablehnen dieser Geschenke wäre allerdings fatal, da die Leute dann sehr enttäuscht wären. Einmal erläutert, dass wir auch Fußballfans sind, erhielten wir eine komplette Trikotausstattung aller wichtigen Fußballclubs in Argentinien.

Ein großer Vorteil ist natürlich der äußerst günstige Umrechnungskurs zwischen Peso und Euro. Beim letzten Tausch erhielten wir fast 4 Pesos für einen Euro. Beim Einkaufen kommt man mit den Pesopreisen gleich zurecht, da diese ungefähr den Europreisen entsprechen. Oftmals lagen die Pesopreise sogar unter den entsprechenden Europreise für ähnliche Produkte. Was aufgefallen ist sind auch die günstigen Preise für Diesel und Benzin. Ein Liter Diesel kostet umgerechnet ungefähr 40 Cent. Man ist hier an Euros sehr interessiert. Mehr als an Dollars, da der Euro als stabilere Währung betrachtet wird und sich der Umrechnungskurs zum Peso ständig nach oben entwickelt. Als wir unsere Hotelrechnung in Euro bezahlten, haben wir den Hotelchef glücklich gemacht. Er wollte das Geld nicht in Pesos umtauschen sondern lieber auf noch bessere Kurse warten.

Pauschaltouristen, die gerne am Stand liegen und möglichst wenig Unterschiede zu ihrem normalen Leben haben wollen, kann man Argentinien wirklich nicht empfehlen. Hier gibt es sicherlich näherliegende Ziele, die mehr zu bieten haben. Individualtouristen, die auf abenteuerliche Weise Land und Leute kennen lernen wollen, ist dieses Land aber wärmstens zu empfehlen. Am besten ist aber wirklich, wenn man das Land nicht alleine bereist, sondern wirklich einen einheimischen Begleiter hat, so wie das bei uns der Fall war. Sicherheitsbedenken, die wir vor der Reise hatten, treffen wohl eher nur auf die großen Metropolen zu. Wir hatten nie das Gefühl, dass wir über das Ohr gehauen würden. Ganz im Gegenteil erhielten wir in manchen Geschäften sogar ungefragt Rabatte, obwohl in Argentinien ähnlich wie bei uns kaum gehandelt wird.

Unsere Reise unseren Kindern zuzumuten war die zweite Unsicherheit. Natürlich gelten bei Kindern andere Maßstäbe. Anstrengend für unsere Kinder waren die langen Wege in Argentinien. Weiterhin ist der Spaßfaktor für Kinder wichtig. Dieser ist vielleicht etwas zu kurz gekommen, so dass wir unsere Reise in dieses Land das nächste Mal lieber ohne unsere Kinder machen wollen. Trotzdem hatte zumindest unsere jüngere Tochter viel Spaß mit den gleichaltrigen Kindern unserer Gastfamilie und natürlich deren vielen Hunden. Außerdem gilt zu bemerken, dass die Kinder in Argentinien einen anderen Stellenwert als in Deutschland haben. Auch in besseren Gaststätten sind die Kinder gern gesehen und man hat immer ein paar Spielsachen für die Kinder bereit. Kinder sind immer und überall dabei und niemand rümpft darüber die Nase.

Erst jetzt, da die Reise zu Ende ist, haben wir erkannt, dass es noch eine Vielzahl an Dingen gibt, die wir ebenfalls noch kennen lernen wollen. Aber vielleicht haben wir ja nochmals die Gelegenheit dieses Land zu bereisen. An erstgemeinten Einladungen mangelt es jedenfalls beileibe nicht.

Damit will ich unseren Reisebericht beenden und hoffe, dass es Euch allen gefallen hat etwas aus anderer Sicht über ein Land zu erfahren, wie dies vielleicht in Reiseführern beschrieben ist. Einen etwas ausführlicheren und mehr bebilderten Bericht werde ich zu einem späteren Zeitpunkt auf unserer Homepage: www.wlk.de veröffentlichen. Wer es sich antun möchte, sollte uns besuchen und die mehr als 800 Bilder (oder zumindest einen Teil davon), die wir von unserem gemacht hatten anschaün. Zu diesen Bildern gibt es noch eine Vielzahl an Geschichten zu erzählen.

Hasta luego

Ulrich Wlk y familia

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